Welche Modelle funktionieren wirklich?
Die Übernahme eines Unternehmens ist ein großer Schritt – sowohl emotional als auch finanziell. Viele potenzielle Nachfolger:innen scheitern nicht an ihrer Motivation oder an ihren Fähigkeiten, sondern an der Finanzierung. Dabei gibt es heute eine breite Palette an Modellen, die – richtig genutzt – diese Hürde deutlich abmildern können. Wichtig ist: Du brauchst eine klare Strategie, realistische Planung und professionelle Begleitung.
Die wichtigsten Finanzierungsmodelle im Überblick
Egal ob du ein Familienunternehmen übernimmst oder als externe:r Käufer:in einsteigst – die Wahl des passenden Finanzierungsmodells ist entscheidend.
- Klassischer Bankkredit (häufig kombiniert mit Eigenkapital): bewährt, aber abhängig von deiner Bonität und ausreichenden Sicherheiten.
- Earn-Out-Modell: Ein Teil des Kaufpreises wird abhängig vom künftigen Erfolg des Unternehmens gezahlt – ideal, wenn der Unternehmenswert schwer einzuschätzen ist.
- Management-Buy-Out (MBO): Du bist Teil des bestehenden Teams und übernimmst intern – oft mit Unterstützung aus dem Unternehmen selbst.
- Management-Buy-In (MBI): Du steigst von außen ein und brauchst dafür meist Beteiligungen, Fremdkapital oder Partner:innen.
- Familieninterne Modelle: z. B. über Ratenzahlungen, Schenkungen oder stille Beteiligungen – steuerlich spannend, aber emotional oft herausfordernd.
Worauf es in der Praxis wirklich ankommt
Ein Modell allein reicht nicht. Es muss zu deinem Leben, deinen finanziellen Möglichkeiten und zum Unternehmen passen.
Was erfolgreiche Übernahmen auszeichnet:
- Eine realistische Bewertung des Unternehmens – frei von Wunschdenken.
- Ein konservativ kalkulierter Businessplan – der auch schlechte Zeiten berücksichtigt.
- Professionelle Beratung – durch Steuerexpert:innen, Finanzberater:innen oder Nachfolge-Coaches.
- Fördermöglichkeiten – insbesondere in Österreich über Institutionen wie
aws, WKO, Bundesländerförderstellen oder Bürgschaftsbanken.
🔔 Tipp: Viele Nachfolger:innen planen zu optimistisch – gerade beim Umsatz. Plane lieber vorsichtig und rechne mit Sicherheitspuffern.
Deine Finanzstrategie: 4 konkrete Schritte
- Früh starten – idealerweise 12 bis 24 Monate vor der geplanten Übernahme.
- Eigenmittel sichern – ob durch Sparen, Partner oder Beteiligungen.
- Finanzierungsmodelle vergleichen – und Kombinationsmöglichkeiten prüfen.
- Offene Gespräche führen – gerade mit der übergebenden Person sind flexible Zahlungsmodelle oft möglich.
Fazit: Die Finanzierung der Unternehmensnachfolge muss keine Stolperfalle sein. Mit einem klaren Konzept, realistischen Erwartungen und einem guten Netzwerk an Unterstützer:innen wird dein Weg ins Unternehmertum greifbar. Der Schlüssel liegt nicht in komplizierten Konstruktionen, sondern in einer durchdachten, ehrlichen und langfristig tragfähigen Planung.
Ihr
Dr. Thomas Reischauer, MBA
E-Mail: thomas@reischauer.at
Nachfolgeexperte, Unternehmensberater & gerichtlich zertifizierter Sachverständiger
